Zwar wird in wissenschaftlichen Artikeln oft betont, dass zu den gesundheitlichen Aspekten von Coworking Spaces wissenschaftlich fundierte Ergebnisse fehlen. Aber im gleichen Atemzug wird gesagt, es gebe Anlass zu Annahme, dass Coworking gut für die psychische Gesundheit sei. Folgende Gründe werden genannt:
1. Mehr Autonomie
In Coworking Spaces gibt es mehr Autonomie als in herkömmlichen Bürotrakten. Unter anderem sind Coworker freier in der Zeiteinteilung. Jogging am Morgen, ein Sprung in den See am Nachmittag, ein Coiffeurbesuch – all das ist bei Angestellten im Coworking eher möglich als unter der Kontrolle eines Vorgesetzten im Betrieb, solange alle Termine wahrgenommen und auf Telefonanrufe später reagiert wird.
2. Weniger ungesunder Erfolgsdruck
Geschäftliche Konkurrenz fehlt in Coworkings oft, weil hier bunt gemischte Personen zusammenarbeiten, was ungesunden Erfolgsdruck verkleinert.
3. Sozialer Austausch
Während im Homeoffice Vereinsamung droht, findet in Coworking-Räumlichkeiten sozialer Austausch statt. Dies gilt als gesundheitsfördernd.
4. Bessere Selbstorganisation
Die Rahmenstruktur eines Coworking Spaces hilft offenbar bei der Selbstorganisation. Oder anders gesagt: Durch eine Art soziale Kontrolle der Coworker ist die Gefahr des Versackens in Antriebslosigkeit bedeutend geringer als im Homeoffice.
5. Bessere Trennung von Privatem und Geschäftlichem
Durch den Gang an den Arbeitsplatz wird Privates und Geschäftliches klarer getrennt als im Homeoffice, was der Gesundheit ebenfalls zuträglich ist.
6. Weniger Existenzängste
Bei Selbständigen sind im Coworking die Existenzängste geringer als in festen Mietverhältnissen, weil sie finanziell weniger stark belastet sind als bei einer längerfristigen Büromiete.
Umfragen unter Coworkern zeigen interessante, positive Ergebnisse. So berichten diese offenbar, dass sie – im Unterschied zum traditionellen Büroarbeitsplatz – im Coworking Space ihre ganze Persönlichkeit zeigen können. Und sie schärfen ihr Bewusstsein stärker für ihre Arbeit sowie ihre Identität, weil sie gegenüber Fragenden regelmässig ausformulieren müssen, was sie tun. Durch dieses Ausformulieren, wie auch durch die Tatsache, dass Coworker sich von anderen Menschen umgeben sehen, erscheint ihnen ihre Tätigkeit sinnvoll – anders als beim einsamen Schaffer, dem in seinen vier Wänden oft die Sinnhaftigkeit seines Tuns abhandenkommt.
Coworker entwickeln einzigartige Fähigkeiten
Kommt dazu, dass es in einem Coworking Space gang und gäbe ist, einander auszuhelfen. Dadurch scheinen Coworker offenbar einzigartige Fähigkeiten zu entwickeln, die sie den anderen gerne zur Verfügung stellen. Andersherum ist in einem Coworking Space mit bunt zusammengewürfelten Menschen die Wahrscheinlichkeit grösser, jemanden zu finden, der genau über gesuchte Fähigkeiten verfügt, als in einer Firma oder zuhause. Und hier sind wir schon bei einem weiteren Vorteil von Coworking: dem Netzwerken. Wie gesundheitsförderlich Networking ist, scheint jedoch wissenschaftlich noch nicht fundiert erforscht zu sein.
Für diesen Beitrag wurden folgende Quellen zu Rate gezogen:
Psychosocial aspects of working in home offices and coworking spaces – advantages, disadvantages and implications for health, Helena Keller.
Why people thrive in Coworkiong Spaces. Gretchen Spreitzer, Harvard Business Review.